Donnerstag, 31. August 2006
Heute im Bus
maria01, 22:30h
Er, optisch Mitte 40, physisch wahrscheinlich Anfang 30, also offensichtlich einer jener schnellen Brüter die eine Managementfunktion bekleiden der sie nicht gewachsen sind und in Bälde dem letzten Aufflackern entgegensehen. Bekleidet mit feinstem Tuch aus dem Hause Boss, Krawatte, Laptoptasche, ein Handy mit dem man wahrscheinlich auch grillen kann und das im übrigen ständig läutet, oder besser gesagt einen ziemlich penetranten und peinlichen Klingelton im Äther verteilt. Weiter Merkmale: Möchtegernmacho ohne Abschaltautomatik, viel zu klein für sein Gewicht und 3/4 Glatze mit Kreisoptik.
Sie, zu intelligent für ihn, eine Frau um die 30, mit beiden Beinen im Leben, eloquent, charismatisch, wahrscheinlich Psychotherapeutin oder Gynäkologin.
Es folgt nun der Versuch einer möglichst authentischen Wiedergabe der kurzen Gesprächssequenz der ich beiwohnen durfte:
Sie: (aus ein offensichtlichen Gereiztheit heraus, viel zu laut für die morgentliche Stille, welche die noch schlaftrunkenen Fahrgäste umgibt) Wann willst du endlich mit mir darüber reden?
Er: (antwortet leicht nervös, mit einer ziemlich leicht durchschaubaren und in Folge auch fatalen Gegenfrage) Worüber?
Sie: (versuchend ihre Wut möglichst so weit zu kontrollieren, dass es im Bus zu keinem Massaker kommt) Worüber? Vielleicht darüber weshalb ich mir die halbe Nacht die Seele aus dem Leib geweint habe, während du in deinem Bett, neben mir in aller Ruhe
geschlafen hast?
Er: (mit einer der unpassendsten und unter Männern weitverbreiteten Anworten, die er offensichtlich aus Mangel an schlagkräftigeren Alternativen aus sich herauswürgt) Können wir nicht heute Abend darüber reden?
Sie: (diese Antwort wahrscheinlich schon erwartend mit gepresster Stimme) Vor oder nachdem du deine Koffer gepackt hast?
Quälendes Handygeläute aus der Boss Anzugtasche. Er, hebt ab und telefoniert mit seiner Sekretärin über wichtige Dinge des Berufsleben, leider zu lange, denn jetzt musste ich aussteigen.
Und wieder geht eine Beziehung ihrem Ende entgegen. Wäre es zu verhindern gewesen? War einer der beiden überhaupt daran interessiert dies zu verhindern? Ist das alles, was wir als Spezies Mensch zu bieten haben? Während des kurzen Gespräches der beiden sind auf dieser Welt 3 Kinder an Hunger gestorben.
Täglich kann jeder den Wahnsinn erleben, gratis, geballt und schmerzhaft. Jeder kann diesen Wahnsinn sehen, wenn er hinschaut. Das ist die beste Anleitung zur Depression und auch gleichzeitig ein Weg um wieder rauszukommen. Vielleicht. Oder auch nicht.
Sie, zu intelligent für ihn, eine Frau um die 30, mit beiden Beinen im Leben, eloquent, charismatisch, wahrscheinlich Psychotherapeutin oder Gynäkologin.
Es folgt nun der Versuch einer möglichst authentischen Wiedergabe der kurzen Gesprächssequenz der ich beiwohnen durfte:
Sie: (aus ein offensichtlichen Gereiztheit heraus, viel zu laut für die morgentliche Stille, welche die noch schlaftrunkenen Fahrgäste umgibt) Wann willst du endlich mit mir darüber reden?
Er: (antwortet leicht nervös, mit einer ziemlich leicht durchschaubaren und in Folge auch fatalen Gegenfrage) Worüber?
Sie: (versuchend ihre Wut möglichst so weit zu kontrollieren, dass es im Bus zu keinem Massaker kommt) Worüber? Vielleicht darüber weshalb ich mir die halbe Nacht die Seele aus dem Leib geweint habe, während du in deinem Bett, neben mir in aller Ruhe
geschlafen hast?
Er: (mit einer der unpassendsten und unter Männern weitverbreiteten Anworten, die er offensichtlich aus Mangel an schlagkräftigeren Alternativen aus sich herauswürgt) Können wir nicht heute Abend darüber reden?
Sie: (diese Antwort wahrscheinlich schon erwartend mit gepresster Stimme) Vor oder nachdem du deine Koffer gepackt hast?
Quälendes Handygeläute aus der Boss Anzugtasche. Er, hebt ab und telefoniert mit seiner Sekretärin über wichtige Dinge des Berufsleben, leider zu lange, denn jetzt musste ich aussteigen.
Und wieder geht eine Beziehung ihrem Ende entgegen. Wäre es zu verhindern gewesen? War einer der beiden überhaupt daran interessiert dies zu verhindern? Ist das alles, was wir als Spezies Mensch zu bieten haben? Während des kurzen Gespräches der beiden sind auf dieser Welt 3 Kinder an Hunger gestorben.
Täglich kann jeder den Wahnsinn erleben, gratis, geballt und schmerzhaft. Jeder kann diesen Wahnsinn sehen, wenn er hinschaut. Das ist die beste Anleitung zur Depression und auch gleichzeitig ein Weg um wieder rauszukommen. Vielleicht. Oder auch nicht.
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